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Gerhard Herzberg

  

Molekülspektroskopie basiert auf dem Beobachten der Reaktion einzelner Moleküle oder eines Ensembles von Molekülen auf elektromagnetische Strahlung. Solche Reaktionen sind Absorptions-, Emissions- und Streuprozesse. Aufbauend auf der Atomspektroskopie, einem Gebiet, auf dem Bunsen und Kirchhoff im 19. Jahrhundert Pionierarbeit geleistet hatten, wurde Gerhard Herzberg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum "Vater der Molekülspektroskopie" ernannt, wofür er in Anbetracht seiner "Beiträge zum Wissen über die elektronischen Natur und Struktur von Molekülen, insbesondere der freien Radikalen", 1971 den Nobelpreis verliehen bekam.
Molekülspektroskopie ist ein sehr vielseitiges Hilfsmittel, das besondes in der analytischen Chemie intensiv genutzt wird. Vor allem aber gewährt es Einblicke in die Strukturen und Dynamiken von Molekülen und deren Assoziaten in verschiedenen elektronischen Zuständen. Heutzutage wird die Interpretation von Molekülspektren durch moderne quantenchemische Methoden unterstützt, welche im Umkehrschluss mit Bezug auf die Ergebnisse der Molekülspektroskopie bewertet und entsprechend angepasst wird.

Gerhard Herzberg wurde am 25. Dezember 1904 als Sohn von Albin H. Herzberg und Ella Biber in Hamburg (Deutschland) geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule in Darmstadt und promovierte 1928 zum Dr. Ing. Danach arbeitete er in Göttingen (1928-1929) mit James Franck und in Bristol (1929-1930) mit John Lennard-Jones. Anschließend kehrte er nach Damstadt (1930-1935) zurück, wohin er 1930 als Privatdozent berufen wurde.

Im Jahr 1935 wurde Herzberg gedrängt, Nazi-Deutschland zu verlassen. Wegen seiner Ehe mit Luise Oettinger, einer promovierten Physikerin jüdischer Abstammung, endzog das Ministerium für Bildung ihm die Lehrbefugnis. Im Gegensatz zu anderen berühmten deutschen Physikern (vielleicht der berühmteste unter ihnen war Werner Heisenberg) trotzte Herzberg dem Einfluss der Nazis und emigrierte mit Luise nach Kanada. Die Saskatchewan-Universität in Saskatoon ermöglichte ihm die Stelle als Gastprofessor. Nach drei Monaten erhielt er die Festanstellung als Research Professor.  

Herzberg erhielt 1945 die kanadische Staatsbürgerschaft. Von 1945 bis 1949 war er Professor für Spektroskopie an dem Yerkes-Observatorium der Universität in Chicago. Nach seiner Rückkehr nach Kanada arbeitete er ab 1948 am National Research Council in Ottawa.
Gerhard Herzberg erhielt 1971 den Nobelpreis für Chemie "für seine Beiträge zur Kenntnis der elektronischen Struktur und Geometrie von Molekülen, insbesondere von freien Radikalen".
Gerhard Herzberg zeigt uns durch sein Beispiel, dass wissenschaftliche Exzellenz und gesellschaftliche Verantwortung sich in keiner Weise gegenseitig ausschließen.

Gerhard Herzberg verfasste vier Bände des bekannten Buches über Molekülspektren und Molekülstruktur. Sie sind von großem Nutzen für Anfänger und Profis auf dem Gebiet der Spektroskopie:

  • Molecular Spectra and Molecular Structure: I. Spectra of Diatomic Molecules. (Krieger, 1989, ISBN 0894642685)
  • Molecular Spectra and Molecular Structure: II. Infrared and Raman Spectra of Polyatomic Molecules. (Krieger, 1989, ISBN 0894642693)
  • Molecular Spectra and Molecular Structure: III. Electronic Spectra and Electronic Structure of Polyatomic Molecules. (Krieger, 1989, ISBN 0894642707)
  • Molecular Spectra and Molecular Structure: IV. Constants of Diatomic Molecules, K. P. Huber and G. Herzberg, (Van nostrand Reinhold company, New York, 1979, ISBN 0442233949).

Gerhard Herzberg ist Autor weiterer Bücher über Molekülspektroskpie:

  • Atomic Spectra and Atomic Structure. (Dover Books, New York, 2010, ISBN 0486601153)
  • The spectra and structures of simple free radicals: An introduction to molecular spectroscopy. (Dover Books, New York, 1971, ISBN 048665821X)
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